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Robert Rauschenberg



Robert Rauschenberg hat mit seine Kunst den Weg für die Pop-Art bereitet und sie maßgeblich mitgestaltet.


Als der am 22. Oktober 1925 in Port Arthur, Texas geborene Rauschenberg seine Studien am Kansas City Art Institute, an der Académie Julian in Paris und dem Black Mountain College begann, vollzog sich gerade ein wichtiger Schritt in der amerikanischen Kunstgeschichte. Bis zum zweiten Weltkrieg waren alle wesentlichen Kunstrichtungen in Europa entstanden und fußten im Bereich der Malerei immer noch auf dem in der Renaissance erfundenen Tafelbild. Künstler wie Jackson Pollock, Barnett Newman und Mark Rothko wollten jedoch mehr. Sie suchten nach einem Weg, die alten Traditionen hinter sich zu lassen und neue Wege zu gehen. Diese künstlerischen Forschungen hatten zwei wesentliche Ergebnisse. Zum einen wurde die Kunst ausschließlich abstrakt und der Malprozess als Teil des Bildes in den Gesamtkontext eingefügt, zum anderen wurden die Dimensionen der Bilder größer als sie es in der europäischen Tradition waren. Pollock erfand das Action Painting, Newman und Rothko die Farbfeldmalerei, zusammen mit anderen erschufen sie den Abstrakten Expressionismus.


Diese völlig neue Kunst beeindruckte Rauschenberg sehr, doch er wollte weitergehen. In seinen "White Paintings", die er 1951 malte und 1953 in New York ausstellte, proklamierte er das Ende der Malerei. Die sieben Gemälde sind mit weißer Wandfarbe gemalt und zeigen nur eine weiße Fläche. Die Wirkung der Bilder ensteht durch Reflektionen im Raum, die durch die Besucher verändert werden. Im Jahr 1951 radierte er auch eine Zeichnung des amerikanischen Malers Willem de Kooning aus und erregte damit großes Aufsehen in der Kunstwelt. Ebenfalls in dieser Zeit entstehen seine "Black Paintings", die er zuerst mit einem glänzenden Schwarz bemalt, um sie danach mit einem matten Schwarz zu übermalen. Auch wenn diese Bilder in der Auseinandersetzung mit den extroviertieren und oft farbenfrohen Bildern seiner Künstlerkollegen zu sehen sind, wiederholt Rauschenberg vor allem auf seine eigene Weise "Das schwarze Quadrat" von Malewitsch. Zudem sollte nicht die Provokation unterschätzt werden, die in der Geste der unfarbigen Bilder lag und Publikum, Künstler und Kritiker massiv herausforderte. Weil sich viele schwer taten mit den vermeintlich unkünstlerischen Bildern schuf Rauschenberg als ironische Reaktion die "Red Paintings".
Doch die Malerei war nicht sein einziges Arbeitsgebiet. Er veranstalte zusammen mit dem Tänzer Merce Cunningham und dem Musiker John Cage zahlreiche Happenings. Er gestaltete dabei das Bühnenbild, Choreografien und wirkte selbst als Darsteller mit. Besonders wichtig für die Entstehung der Pop Art sind jedoch seine "Combine Paintings". Dabei handelt es sich um Collagen, die Malerei mit Objekten des alltäglichen Lebens (Glühbirnen, Comics, Postkarten) verband. Mit diesen wegweisenden Arbeiten, die zwischen 1953 und 1960 entstanden, durchbrach Rauschenberg die Grenze zwischen Skulptur und Bildhauerei endgültig und ging dabei konsequent den Weg weiter, den Picasso mit dem synthetischen Kubismus vorgegeben hatte. Der geistige Hintergrund dieser Arbeiten war die Idee, dass Kunst und Leben zu einer Einheit werden sollten. Nach der Vorstellung von Rauschenberg ging dies am besten, wenn man die Gegenstände des Alltags zur Kunst werden ließ. Der Einfluss von Marcel Duchamps "Ready-Mades" auf Rauschenberg ist in diesen Arbeiten unverkennbar. Wie viele seiner Arbeiten strotzen auch die "Combine Paintings" vor Ironie und spielen satirisch mit dem amerikanischen Traum.


In den 1960er Jahren widmete sich Rauschenberg der Druckgrafik. Er entwickelte den Siebdruck weiter und fand einen Weg, gedruckte Bilder auf eine Leinwand zu übertragen. Eer beschäftige sich ausgiebig mit der Lithografie und kombinierte verschiedene Techniken. Sein wichtigstes Thema in dieser Periode war die Beziehung zwischen Mensch und Technik. Eines der gelungensten Werke ist "Booster" (1967). Der vielseitig interessierte Rauschenberg widmete sich danach von Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre ausgiebig der elektronischen Technik. Er verband Skulpturen und Bildobjekte mit Musik und entwickelte große und interaktive Werke wie "Soundings" (1968) und "Mud-Muse" (1971). In den folgenden Jahren entdeckte er neue Materialien für sich und benutzte z.B. transparente Gewebe, um symmetrische Werke zu kreiern. Eine der bemerkenswertesten Arbeiten jener Zeit ist "1/4 Mile", eine etwa 400 Meter lange Collage, die als Reaktion auf die Kriege in Kambodscha und Vietnam gedacht war. Ab 1983 arbeitete Rauschenberg wieder mit dem Siebdruck, aber mit persönlicheren Themen und in größeren Formaten als 20 Jahre zuvor.


Die Kunst Rauschenbergs ist immer politisch gewesen und so war es nicht verwunderlich, dass er mit dem Rauschenberg Overseas Culture Interchange (ROCI) im Jahr 1984 ein Projekt startete, das aus 200 Kunstwerken bestand, die er zusammen mit unterschiedlichsten Künstlern in der ganzen Welt gestaltete. Dazu reiste er 7 Jahre lang rund um die Welt und versuchte in der Kunst die Kultur seiner Gastgeber zu erfassen.


Ohne Rauschenberg sähe die Kunst heute anders aus. Viele seiner Ideen und Techniken wurden von Nachfolgern aufgegriffen und weiter entwickelt. Dank seiner ungeheuren Neugier und Kreativität hinterließ Rauschenberg, als er am 12. Mai 2008 auf Captiva Island in Florida verstarb, ein umfangreiches und bemerkenswertes Gesamtwerk, das aus der Kunst des 20. Jahrhunderts nicht wegzudenken ist.

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