Startseite

Geschichte gro�er Designer

www.designerhistorie.com

Luigi Colani


Der deutsche Designer Luigi Colani ist vor allem für seine aerodynamischen und biomorphen Formen bekannt und hat insbesondere in Asien großen Erfolg mit seinen Ideen feiern können.
Geboren wurde Colani 1928 als Sohn einer Polin und eines Schweizers mit kurdischer Herkunft. Seine Kindheit verbrachte er in Berlin, in unmittelbarer Nähe zum Flughafen Johannisthal-Adlershof. Seine Mutter arbeite am Theater von Max Reinhardt als Souffleuse, sein Vater war Filmarchitekt. Da seine Eltern großen Wert auf die Ausbildung der kreativen Fähigkeiten ihres Kindes legten, erlernte Colani schon im frühen Alter den Umgang mit unterschiedlichen Materialien wie Holz, Metall und Ton. Offensichtlich gelang die Absicht der Eltern, denn im Jahr 1946 begann Colani an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin ein Studium der Malerei und Bildhauerei. Von 1949 bis 1952 studierte er in Paris an der Sorbonne Aerodynamik.
Im Jahr 1953 arbeite Colani für kurze Zeit in der Materialforschung bei der Douglas Aircraft Company und begann danach mit der Arbeit an der ersten Vollkunststoffkarosserie überhaupt für den französischen Automobilhersteller SIMCA. In den folgenden Jahren realisierte er verschiedene weitere Projekte für die Autoindustrie. Bemerkenswert sind vor allem die Karosserien, die er für Erdmann & Rossi und Rometsch entwarf. In den 1960er Jahren kam der Colani GT auf den Markt, ein kleiner Sportwagen, der als Bausatz erworben wurde, und auf VW-Technologie basierte. Wichtiger jedoch war für Luigi Colani die Erweiterung seines Arbeitsgebietes. Er entwarf Möbel und Gebrauchsgegenstände für das alltägliche Leben. Seine Produkte fanden schnell große Aufmerksamkeit, was auch daran lag, das Colani sich selbst brillant vermarktete.
Der kommerzielle Erfolg ermöglichte Colani die Einrichtung eines Design-Ateliers im Jahr 1972 auf Schloss Harkotten in Westfalen. Von dort aus baute er seine Firma kontinuierlich aus. Da seine Arbeit besonders in Japan großen Anklang fand, gab er sein Atelier 1981 auf und konzentrierte seine Arbeitskraft auf den asiatischen Markt. Ab 1986 war er wieder verstärkt in Europa tätig, doch seit Mitte der 1990er Jahre liegt der Focus seiner Tätigkeit in China. Unter anderem entwickelt er dort Windkraftwerke.


Colanis Werk ist geprägt von der Suche nach ergonomischen und effizienten Formen. Colani bevorzugt weiche und runde Formen, die er sich direkt bei der Natur abschaut. Im Verlauf seiner Karriere hat er fast alle Bereiche des Lebens mit seinen Designideen bereichert. Seine frühe Liebe galt jedoch den Autos. Für große Firme wie Fiat, Lancia, BMW und VW entwarf er Serienmodelle und in den 1970er Jahren designte er den March 721, einen Formel-1-Wagen. Wie einige andere Projekte auch, scheiterte der Marchs 721 jedoch in der Praxis, da das Kühlsystem nicht ausreichend funktionierte. Mehr Erfolg, wenigstens auf technischer Ebene, hatte der "Flatliner", den Colani auch den "Porsche der Lüfte" taufte. Das Flugzeug hat ein einmaliges Flugverhalten und zeichnet sich durch ein jetähnliche Eigenschaften aus. Doch ein kommerzieller Erfolg wurde der "Flatliner" nicht, dient jedoch bis heute als Privatflugzeug des Designers.
Neben den vielen Gebrauchsgeständen, die seit den 1960er Jahren entstanden, erhielt Luigi Colani auch immer wieder Aufträge großer Konzerne. So entwarf Colani 1978 für die NASA einen Großraumtransporter und 1979 für Thyssen ein Amphibien-Fahrzeug. Beide Projekte bleiben jedoch erfolglos und wurden letztlich nicht realisiert. 1989 entwickelte er für Canon das Design der Spiegelreflexkamera T-90 und für Vobis einen kantenfreien Computer. Für besonderes Aufsehen sorgte der Geschwindigkeitsrekord des Ferrari Testa d'Oro, dessen Karosserie er aerodynamisch optimiert hatte. Bis heute sind die erreichten 351 km/h Weltrekord in dieser Fahrzeugklasse. In den 1990ern entwarf Colani u.a. Flugzeuge und Hubschrauber und die Uniformen der Hamburger Polizei. 2007 trumpfte er mit "Anyfix", dem ersten universalen Ladergerät für Handys, auf und fand damit große Resonanz in den Medien.


Colanis größtes aktuelles Projekt (2008) ist die Eco-City. Auf der chinesischen Insel Chong Mingh entsteht seit 1995 eine Stadt, die in Form und Funktion dem menschlichen Körper nachempfunden ist. Die Eco-City soll als Wissenschaftstadt 50.000 Forscher beherbergen und ohne fossile Energie auskommen. Damit dies gelingt, soll bis ins kleinste Detail energieefiizientes Design verwendet werden. Mit diesem Projekt treibt Colani seine biomorphen Ideen auf die Spitze.


Wie bei vielen anderen Künstlern und Designern von Weltruhm kommt bei Colani zu dem zweifellos beeindruckenden Werk eine eigenwillige Persönlichkeit hinzu. Als geborener Selbstdarsteller polarisiert Colani das Publikum ebenso wie die Fachwelt. Die einen halten ihn für einen Blender, die anderen für ein Genie. Tatsache ist jedoch, dass viele seiner Ideen durch die zunehmende Energieproblematik moderner erscheinden denn je. Seine spritsparenden Fahrzeuge waren schon vor Jahrzehnten effizienter als die meisten heutigen Modelle der großen Autohersteller. Betrachtet man viele der gescheiterten Projekte, kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass Colani seiner Zeit oftmals weit voraus war. Und mit seiner Eco-City könnte er wieder Maßstäbe setzen, die erst in einigen Jahrzehnten breite Zustimmung finden.


Einen Überblick über das Lebenswerk Colanis bot bis 2007 das Colani-Museum in Karlsruhe, das jedoch aufgrund fehlender finanzielle Mittel geschlossen wurde. Ob es zu einer Fortführung der Ausstellung kommen wird, ist derzeit (2008) nicht absehbar.

 

 

 

Designhaus

� Designer Historie Impressum