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Pietro da Cortona



Pietro da Cortona war ein Maler und Architekt des Barock, der besonders für seine Deckenmalerei berühmt ist. Durch seinen großen Einfluss auf viele Zeitgenossen hat sein Werk einen wichtigen Platz in der Kunstgeschichte.


Am 1. November 1596 wurde Pietro Berrettini in Cortona in der Toskana geboren. Seine Ausbildung erhielt er bei dem Freskenmaler Andrea Commodi, doch schon im Alter von 16 Jahren zog es ihn nach Rom. Dort hatte er das Glück, unter der Patronage verschiedender Familien zu stehen, die ihm den Einstieg als Künstler ermöglichten. Besonders die Colonna und die Sacchetti nahmen sich seiner an und fanden Gefallen an seinem Talent. Dies sollte von besonderer Bedeutung werden, als Giulio Sacchetti im Jahr 1626 Kardinal wurde. Durch ihn lernte Pietro wichtige Männer wie Kardinal Francesco Barberini, den Neffen von Papst Urban VIII., und seinen Berater Cassiano del Pozzo kennen. Ein Künstler war auch noch im Barock abhängig von Aufträgen, insbesondere ein Freskenmaler wie Pietro. Deswegen war es wichtig, sich mit den mächtigsten Männern der Zeit gut zu stellen. Und da die größten und wichtigsten Aufträge von Kirchenfürsten vergeben wurden, hatte Pietro eine gute Ausgangsposition.
Den ersten große Auftrag erhielt Pietro 1624. Dabei spielten bereits die drei genannten Förderer eine wichtige Rolle, da sie ihren Einfluss geltend gemacht hatten. Pietro sollte die Decke der von Bernini gebauten Kirche Santa Bibiana ausmalen. 1626 wurde er von der Sacchetti-Familie beauftragt, drei Ölgemälde mit mythologischen Themen zu malen. Des weiteren sollte er in der Villa der Sacchettis mehrere Fresken malen. Seine Arbeiten fanden große Anerkennung bei Künstlern und Auftraggebern und so war es nicht verwunderlich, dass er schnell zu einem der wichtigsten Maler Italiens wurde.


1633 erteilte Papst Urban VIII. (Maffeo Barberini) Pietro den Auftrag, den Familiensitz mit einem Deckengemälde zu veredeln. Der "Ruhm der Barberini" wurde nach 6 jahren fertiggestellt und markiert einen Meilenstein in der barocken Malerei. Nie zuvor war ein derartiger Illusionismus erreicht worden. Der Betrachter hat den Eindruck, direkt in den Himmel zu schauen. Die vielen Figuren sind perspektivisch korrekt und atemberaubend inszeniert. Der besondere Zauber des Gemäldes entfaltet sich dadurch, dass es perfekt mit der Architektur verwoben ist und etwaige Grenzen spielerisch überwindet.


Den letzten Abschnitt seines Lebens widmete Pietro vor allem der Architektur und der Kunsttheorie. 1652 veröffentlichte er ein Traktat über Malerei, das weite Verbreitung fand. Er verbrachte viel Zeit damit, in der Accademia di San Luca, der Malergilde der Stadt, mit seinen Widersachen über spezifische Probleme der Malerei zu debattieren. Ein wichtiger Streit behandelte dabei die Frage, wie viele Figuren in einem Bild auftreten sollten. Pietro vertrat die Ansicht, dass unter dem Mantel eines stimmigen Gestamtkonzeptes, viele Erzählstränge vereinigt werden könnten und damit auch dementsprechen viele Figuren in einem Bild sein müssten. Seine Widersacher um Andrea Sacchi hingegen vertraten die Auffassung, dass man sich auf wenige Personen beschränken sollte und damit deren Individualität hervorheben könnte. In dieser Auseinandersetzung kann man einen wichtigen Disput in der Kunstgeschichte erkennen. In der Renaissance war die Individualität in den Mittelpunkt gerückt und hatte für zahlreiche Revolutionen in der Kunst gesorgt. Dennoch waren viele Fragen nicht geklärt. Und der Streit zwischen Andrea Sacchi und Pietro da Cortona berührte ein Problem, dem sich bis heute jeder (figurative) Maler stellen muss. Stellt man eine Erzählung in den Mittelpunkt oder die Gefühle der einzelnen Personen? Vergleicht man Pietros vielfigurige Bilder beispielsweise mit den eindringlichen Charakterstudien Caravagios, so werden die beiden Pole dieser unterschiedlichen Auffassung sehr leicht greifbar. Die moderne und zeitgenössische Kunst zeichnet sich bis heute unter anderem sehr oft dadurch aus, dass sie die Gefühlswelt einer einzigen Person oder eine Beziehung zwischen wenigen Personen thematisiert. Insofern ist Pietros Ansicht wenigstens vorerst ins Hintertreffen geraten.


Pietros wichtigste Architekturprojekte waren die Kirche der Lukasgilde, Santi Luca e Martina (beendet 1664), die Umgestaltung von Santa Maria della Pace (1656-67), und der Entwurf der Fassade von Santa Maria in Via Lata (um 1660). Erwähnenswert ist auch die Dekoration der Villa Pigneto, die er inklusive der Gartenarchitektur entwarf.


Pietro da Cortona starb am 16. Mai 1669. In der heutigen Wahrnehmung bleibt er hinter Größen wie Bernini und Caravaggio zurück. Seine Malerei war bereits zu seiner Zeit auf eine gewisse Weise konservativ. Wenn man ihn heute vergleicht mit den "modern" anmutenden Gemälden Caravaggios, dann lässt sich dieser Eindruck gut nachvollziehen. Angesichts seiner unumstritten großen Leistungen ist Pietro da Cortona dadurch etwas zu Unrecht in den Schatten anderer Barockkünstler geraten.
Dennoch gehört Pietro nicht zu den vielen Künstlern, die nur von ihren Zeitgenossen geschätzt wurden und später in Vergessenheit gerieten. Die Kunstgeschichte hat beispielsweise früh die Bedeutung seiner Malerei für die Enstehung des Rokkoko erkannt. Dass seine Kunst heutzutage vor allem aufgrund der technischen Perfektion fasziniert und nur wenige Menschen tatsächlich berührt, ist wie so vieles vor allem eine Frage des Zeitgeistes.

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