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Giorgio Vasari



Giorgio Vasari war ein Maler, Architekt und Schriftsteller der Renaissance, der mit seinen Biografien berühmter Renaissance-Künstler das Bild dieser Zeit entscheidend geprägt hat.


Vasari wurde am 30. Juli 1511 in Arezzo geboren und starb am 27. Juni 1574 in Florenz. Er entstammte einer Töpferfamilie und erlernte bei den Künstlern Pollastra und Guglielmo de Marcillat die Glasmalerei. Mit Geschick und Beziehungen verschaffte ihm sein Vater die beste humanistische Ausbildung, die man zu dieser Zeit erhalten konnte. Am Medici-Hof wurde er in allen wichtigen Wissenszweigen unterrichtet und entdeckte sein Interesse an der Literatur. Seine malerische Fähigkeiten erweiterte er in den Werkstätten von Baccio Bandinelli und Andrea del Sarto.


Als sich 1527 die politische Lage in Florenz veränderte, musste Vasari zurück in seine Heimatstadt Arezzo und nahm dort diverse Aufträge an. 1529 reiste er erstmals nach Rom und studierte die Werke Raffaels und seiner Zeitgenossen ausgiebig. Als 1530 die Medici wieder die Macht in Florenz übernahmen, kehrte Vasari zurück und war als Hofmaler tätig. Seine malerischen Werke wurden in seiner Zeit sehr geschätzt, doch aus heutiger Sicht sind sie eher von untergeordneter Bedeutung. Seine Gemälde sind dem Manierismus zuzurechnen und trafen den Zeitgeist perfekt, waren auf gewissen Weise modern, doch schon eine Generation nach Vasari war ihr Ruhm verblasst.


Italien war in der Zeit der Renaissance als einheitliches Land nicht existent. Es bestand aus diversen Stadtstaaten, die lokale Herrscher besaßen und mit dem Papst in Rom das einzige überregionale Machtzentrum hatten. Das Papstamt war deshalb begehrt und Gegenstand großer Auseinandersetzungen. In Florenz regierten die Medici, wenn sie nicht gerade wieder vertrieben worden waren. 1530 war Alessandro de Medici an die Macht gekommen, der bei seinem Amtsantritt gerade einmal 19 Jahre alt gewesen war. Seine Herrschaft wurde von Beginn an bekämpft und als er von seinem Vetter Lorenzino, der die Tat als Tyrannenmord verklärte, ermordert worden war, musste Vasari sich erneut einen anderen Arbeitgeber suchen. 1537 nahm er seine Arbeit als Maler des Olivetaner-Ordens auf und reiste in ihrem Auftrag durch ganz Italien. Dabei sammelte er wertvolle Information über die Kunst in seinem Land und konnte viele wichtige Werke in Augenschein nehmen. In einer Zeit, in der es nur wenige Reproduktionen gab, und diese dann auch höchstens als Kupferstich, war dies ein außerordentliches Privileg.


Vasari arbeite auch als Architekt und Stadtplaner und schuf einige interessante und auch von der Nachwelt anerkannten Bauwerke. Sein bekanntestes Werk sind die Uffizien in Florenz, die er gemeinsam mit Bernardo Buontalenti und Alfonso Parigi dem Jüngeren entwarf und baute. Da es sich zwar um einen Neubau handelte, aber diverse alte Bauten integriert werden mussten, setzte Vasari zwei Fassaden einander gegenüber, die den architektonischen Raum vereinheitlichen und in der Mitte einen Gang enthalten. Dieser verbindet die Piazza della Signoria und den Arno. Dieser Umgang mit öffentlichem Raum war neu und blieb in der Renaissance einzigartig.


Wichtiger als alle Bauten und Gemälde sollten jedoch seine "Viten" werden. "Le Vite delle più eccellenti pittori, scultori, ed architettori" lautet der Originaltitel des Werkes, das als erste kunsthistorische Schrift überhaupt gilt. Die Erstausgabe erschien 1550 in Florenz, 1568 folgte eine stark veränderte und erweiterte Ausgabe. In ausführlichen Biografien stellte er die seiner Ansicht nach wichtigsten Künstler Italiens vor. Er prägte die Begriffe "Renaissance" und "Gotik", den er als abwertenden Ausdruck für die mittelalterliche Kunst verwendet. Seine Lichtgestalten sind Giotto, Michelangelo, Leonardo und Raffael, die er in umfangreichen Texten würdigt. Seine eigene Biografie fügt er am Ende das Bandes auf 42 Seiten unbescheiden hinzu.
Keine andere Quelle der Renaissance verrät so viel über die Künstler, ihre Eigenarten und Persönlichkeiten. Das Bild von Größen wie Leonardo und Michelangelo ist mindestens so sehr von Vasaris Viten geprägt wie von ihren Werken. Praktisch jede populäre Schrift und jeder Film basieren auf Vasaris Schilderungen, die jedoch alles andere als neutral sind. Erst die moderne historische Forschung hat viele Unstimmigkeiten in Vasaris Werk aufgedeckt. So sind viele Daten falsch und vermutlich oft von ihm erfunden worden. Da Vasari keine wissenschaftliche Arbeit im heutigen Sinne schrieb und seine Informationsquellen begrenzt waren, sind viele seiner Behauptungen heute wiederlegt oder erheblichen Zweifeln ausgesetzt. Jedoch sind die Texte literarisch gut geschrieben und enthalten viele amüsante Anekdoten, die wohl nur selten der etwas mit der Realität zu tun haben. Ein weiterer Kritikpunkt, der allerdings erst Jahrhunderte später entdeckt wurde, ist in der zu starken Gewichtung der florentinischen und römischen Kunst zu sehen. Damit wird die Entwicklung der Renaissance-Kunst zu einseitig betrachtet und wesentliche Aspekte werden unterschlagen. Trotz aller Einschränkungen bleiben die "Viten" eine der wichtigsten Quellen für die Kunst der Renaissance.


Dass ein Mann wie Giorgio Vasari, der zu Lebzeiten ein angesehener Maler und Architekt war, letztlich als Schriftsteller und Historiker in die Geschichte eingehen würde, hätte sich der Meister sicherlich selber nicht gedacht. Für die Kunstgeschichte hat er jedoch den ersten wichtigen Meilenstein gesetzt und die Entwicklung dieser Disziplin überhaupt erst ermöglicht.

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