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Andrea del Verrocchio



Andrea del Verrocchio war der bedeutendste Bildhauer im italienischen Florenz der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Zudem arbeitete er als Maler und Goldschmied und bildete einige berühmte Künstler der folgenden Generation aus.


Verrocchio wurde 1435 in Florenz geboren. Er lebte in einfachen Verhältnissen, da sein Vater als Ziegelmacher arbeitete, und für diverse Familienmitglieder sorgen musste. Verrocchios Biografie ist nur lückenhaft überliefert. Das erste Dokument, in dem er erwähnt wird, ist eine Gerichtsakte. Er wurde 1452 angeklagt, den Wollarbeiter Antonio di Domenico getötet zu haben und saß deswegen im Gefängnis, wurde allerdings freigesprochen, weil es sich um einen Unfall gehandelt hatte. Im gleichen Jahr starb sein Vater Michele di Francesco Cioni. Von 1453-56 wurde er als Goldschmied bei Antonio di Giovanni Dei ausgebildet und schloss sich danach den beiden Goldschmieden Francesco di Luca Verrocchio and seinem Sohn Giuliano Verrocchio an. Offensichtlich übernahm er ihren Namen. Später wurde Verrocchio auch noch als Bildhauer ausgebildet, allerdings ist unklar, in welcher Werkstatt dies geschehen ist. Ob er auch in einer Werkstatt die Malerei erlernte ist ebenfalls nicht sicher, allerdings geht man meist davon aus, dass er in diesem Bereich mehr oder weniger Autodidakt war.


Seinen ersten großen Auftrag erhielt er 1465. In zwei Jahren fertigte er den Sarg des berühmten Cosimo de Medici. Von da an bekam Verrocchio regelmäßig wichtige Aufträge und wurde schnell zu einem der gefragtesten Künstler der Stadt. 1469 trat er der Bildhauergilde, 1472 der Malergilde bei. Aus seinen frühen Werken ragt eine Gruppe von Bronzeskulpturen heraus, die Christus mit dem ungläubigen Thomas zeigt (1466). Auch die Särge für Piero I. und Giovanni de Medici (1472) zeigen die Originalität Verrocchios in jungen Jahren. Zudem wird deutlich, dass seine Kunst von einer Venedigreise, die er um 1469 unternommen hatte, sehr beeinflusst worden ist. Deutlich wird dies auch in der David-Skulptur, einem seiner bekanntesten Werke aus dem Jahr 1475. Anders als später Michelangelo, zeigt Verrocchio David nach dem Sieg über Goliath in einer Siegerpose, die das Erstaunen über die eigene Tat subtil ausdrückt.


Als Maler arbeite Verrocchio bis Mitte der 1470er Jahre, widmete sich danach aber fast ausschließlich der Bildhauerei. Sein berühmtestes Werk ist die Taufe Christi (1474-75), die man heute in den Uffizien bewundern kann. Dieses Bild zeigt, dass Verrocchio ein begabter und ambitionierter Maler war, der es auch auf diesem Gebiet zu großem Ruhm hätte bringen können, auch wenn sein bildhauerisches Talent sicher größer war. Dieses Bild fasziniert die Kunstgeschichte aber bis heute vor allem deshalb, weil Leonardo da Vinci als Schüler Verrocchios daran mitgearbeitet hat. Es ist unklar, welche Stellen wirklich von ihm sind, da das Gemälde mehrfach überarbeitet wurde. Laut dem großen Renaissance-Biografen hat Leonardo den linken Engel und den Hintergrund gemalt. Als Verrocchio die Kunstfertigkeit seines Schülers gesehen habe, hätte er geschworen, nie wieder im Leben einen Pinsel anzufassen. Dies ist allerdings nur eine schöne Legende, denn es gibt auch Gemälde aus dem späteren Leben Verrocchios.


Im Jahr 1480 begann Verrocchio die Arbeit an seinem wichtigsten Werk. Zum Andenken an den Condottiere Bartolomeo Colleoni sollte er für die venezianische Serenissima eine Reiterstatue aus Bronze anfertigen. Colleoni hatte dies in seinem Testament zur Bedingung gemacht, damit Venedig sein Vermögen erhielt. Diese künstlerische Aufgabe war für Verrocchio eine willkommene Gelegenheit sein gesamtes künstlerisches Vermögen auszuschöpfen. Aus der Antike waren Reiterstatuen bekannt und insbesondere die Marc-Aurel-Skulptur in Rom galt als Meisterwerk. Bis zu seinem Tod im Jahr 1488 in Venedig arbeite Verrocchio mit ganzer Kraft an diesem Werk. Er konnte es gerade noch fertig stellen und im selben Jahr wurde es von Alessandro Leopardi in Bronze gegossen. Im Jahr 1494 wurde es aufgestellt auf dem Campo SS Giovanni e Paolo. Bis heute gilt Verrocchios Werk als wichtigste Reiterstatue der Renaissance.


Andrea del Verrocchio hat das seltene Pech und Glück gehabt, dass er viele großartige Talente ausbilden konnte und so vor allem als Lehrer im Bewusstsein verhaftet ist. Besonders sein berühmtester Schüler, Leonardo da Vinci, strahlt so hell, dass neben ihm fast jeder verblassen muss. Andere bekannte Schüler Verrocchios sind Sandro Botticelli, Perugino und Ghirlandaio. Es ist auf den ersten Blick erstaunlich, dass ein Künstler, der selber seine größten Leistungen als Bildhauer vollbrachte, einige der größten Maler der Renaissance ausbildet hat. Doch muss man sich vor Augen führen, dass die größten Künstler selten die besten Lehrer sind. Die Weitergabe von Wissen und das Schaffen einer kreativen Atmosphäre ist ein völlig anderes Talent als das künstlerische.
In der jüngeren Kunstgeschichte ist wieder die eigenständige künstlerische Leistung Verrocchios deutlich betont worden. Da er oft mit anderen Künstlern zusammen arbeitete und zudem vom einflussreichen Vasari als weniger bedeutend beschrieben wurde, war der Blick dafür viele Jahrhunderte verstellt. Es wäre deshalb völlig falsch, ihn einzig als genialen Lehrer zu sehen. Mit seinen Skulpturen hat er einen entscheidenden Beitrag für die Entstehung der Hochrenaissance geleistet und neue Maßstäbe gesetzt, an denen sich die folgende Generation abarbeiten konnte.

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