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Joseph Beuys



Der Deutsche Joseph Beuys hat als Bildhauer, Maler, Aktionskünstler und Theoretiker den Kunstbegriff in der zweiten Hälftes des 20. Jahrhunderts erweitert und mit seinem Werk großen Einfluss auf die Entwicklung der Kunst ausgeübt.


Joseph Beuys wurde am 12. Mai 1921 in Krefeld geboren und starb am 23. Januar 1986 in Düsseldorf. Als Kind lernte Beuys den belgischen Künstler Achilles Moortgart kennen, der bei ihm die Faszination für nordische Mythologie weckte. Er trat der Hitlerjugend bei und meldete sich 1941 freiwillig zur Luftwaffe. Beim Militär lernte er den Tierforscher Heinz Sielmann kennen, der ihn mit den Grundzügen der Zoologie und Botanik vertraut machte. Als Bordfunker nahm er an zahlreichen Einsätzen teil und wurde bei einem durch einen Sturm ausgelösten Absturz über der Krim schwer verletzt. Dabei erlitt er mehrere Knochenbrüche und einen Schädelbasisbruch. Seine Rettung durch Krimtataren sollte eine große Rolle in seiner Kunst spielen. Nach seiner Genesung wurde Beuys an der Westfront eingesetzt und erhielt u.a. das "Eiserne Kreuz".


Nach kurzer Gefangenschaft kehrte Beuys in seine Heimat zurück. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei und schloss sich dem "Klever Künstlerbund" an. Ab 1951 gehörte er zu den Meisterschülern von Ewald Mataré. In dieser Zeit wurde er vertraut mit den anthroposophischen Ideen Rudolf Steiners. Die Anthroposophie ist eine Geheimwissenschaft, die von Rudolf Steiner begründet wurde. Sie stellt den Menschen in das Zentrum aller Überlegungen und versucht einen Zugang zu den "übersinnlichen" Potentialen zu finden. Von Kritikern wird die Anthroposophie als Pseudo-Wissenschaft kritisiert und der Esoterik zugerechnet. Für Beuys' Entwicklung war Steiners Lehre wichtig, da sie ihm den Weg zu einer mystischen Sicht der Welt eröffnete, die sein Werk stark beeinflussen sollte.
1953 beendete Beuys sein Studium und hatte seine ersten Einzelausstellungen. Er richtete sein erstes Atelier in Düsseldorf ein und schlug sich in den Folgejahren vor allem mit handwerklichen Aufträgen durch. Als 1956 sein Entwurf für ein Ausschwitz-Denkmal abgelehnt wurde, verfiel Beuys in eine tiefe Depression. Erst 1958 begann er wieder mit der Arbeit und bezog in Kleve ein neues Atelier. Beuys erhielt seinen ersten öffentlichen Auftrag für ein "Ehrenmal der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs“ im „Alten Kirchturm", das sich in Meerbusch-Büderich befindet. Parallel begann er mit der Verwendung von Filz und Fett.


Die Kunstakademie Düsseldorf berief Beuys 1961 auf den Lehrstuhl für monumentale Bildhauerei". Doch anstatt seine Studenten in die Techniken der Bildhauerei einzuweihen, entwickelte Beuys einen "erweiterten" Kunstbegriff und erfand die "Soziale Plastik". Zudem machte er Furore mit der Aussage, dass "jeder Mensch ein Künstler" sei. Als Beuys sich 1971 über die Regeln des akademischen Betriebes völlig hinwegsetzte und Studenten annahm, die nicht die notwendigen Aufnahmekriterien erfüllt hatten, hatte dies seine Entlassung im Jahr 1972 zur Folge.


Beuys' Werk künstlerisches Werk besteht aus Installationen, Objekten, Malerei und Zeichnungen. Die Bildhauerei im klassischen Sinne spielte nach den Anfangsjahren kaum noch eine Rolle. Sein umfangreiches zeichnerisches Werk verstand Beuys als Partituren, die als Entwürfe seine weiteren Arbeiten vorbereiten sollten. Als Teil der Fluxus-Bewegung veranstalte er zahlreiche Aktionen und Performances. Berühmt in der breiten Öffentlichkeit wurde Beuys jedoch vor allem durch die Verwendung untypischer Materialien. Das Publikum reagierte darauf meist mit Unverständnis, manchmal sogar mit Hass. Seit Anfang der 1970er Jahre war Beuys international anerkannt und einer der teuersten Künstler der Welt. Dennoch kam es immer wieder zu großen Debatten, wenn öffentliche Museen Beuys' Werke zu hohen Preisen kauften. Als 1980 das Lenbachhaus in München 270.000 Mark für „zeige deine Wunde“, ein Objekt aus Leichenbahren und Fett, bezahlte, gab es einen gewaltigen Aufschrei in den Medien und der Öffentlichkeit. Die Kommentare reichten von "Verschwendung von Steuermitteln" bis zu "teuerster Sperrmüll aller Zeiten".
Eine andere Anekdote stammt aus dem Jahr 1973, als das Werk "unbetitelt (Badewanne)", bei dem es sich um eine mit Heftpflastern und Mullbinden beklebte Badewanne handelte, von zwei SPD-Mitgliedern "zerstört" wurde. Der SPD-Ortsverein feierte in dem Gebäude, in dem das Kunstwerk als Teil einer Wanderausstellung aufbewahrt wurde, ein Fest. Als sie auf der Suche nach einer Schüssel für das Spülen der Gläser die "verschmutzte" Badewanne sahen, reinigten sie diese gründlich und nutzten sie für ihre Zwecke.
Etwas ähnliches passierte 1986 mit der Fettecke, die Beuys im Atelier 3 der Kunstakademie Düsseldorf angebracht hatte. Sie bestand aus 5 Kilogramm Butter. Eine fleißige Putzfrau kannte jedoch nicht den Unterschied zwischen Kunst und Schmutz und entfernte das Kunstwerk.


Beuys ist auch Jahrzehnte nach seinem Tod immer noch umstritten, auch in der Kunstwelt. Mit seiner Kunstauffassung hat er zahlreiche Künstler beeinflusst und den Weg frei gemacht für zahlreiche Privatmythologien. Da viele seine Werke eng verbunden sind mit der Person Beuys und auf Abbildungen kaum zu transportieren sind, wird abzuwarten sein, ob seine Kunst tatsächlich den Status in der Kunstgeschichte erhalten wird, den Beuys zu Lebzeiten in der öffentlichen Wahrnehmung hatte. Unter Kunsthistorikern ist dies mehr denn je umstritten. Erst langsam verschwindet Beuys' alles überragende Persönlichkeit und gibt den Blick auf sein Werk frei.

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