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Jean Dubuffet



Jean Dubuffet war einer der bekanntesten französischen Maler und Bildhauer der Nachkriegszeit. In seinem Werk verschmilzen Skulptur und Gemälde zu einer einzigen Kunst.


Am 31. Juli 1901 wurde Jean Philippe Arthur Dubuffet geboren. Er starb am 12. Mai 1985 in Paris. Dubuffet standen als Kind einer Familie des Großbürgertums alle Möglichkeiten offen. Sein Vater war ein Weinhändler und hatte ein florierendes Geschäft. Doch der junge Jean hatte schon als kleiner Junge die Freude am Malen entdeckt und da seine Lehrer das Talent des Jungen erkannten, förderten sie ihn nach besten Kräften. Nach dem Abitur studierte Dubuffet mit Erlaubnis seiner Eltern in Paris Malerei. Da in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts alle wichtigen neuen Kunstrichtungen in Paris entstanden waren, lag diese Wahl nahe. Die Impressionisten hatten in Paris ausgestellt und den Akademismus zu einem ruhmlosen Ende gebracht. Auch wenn Paris nicht mehr das alleinige Kunstzentrum der Welt war, als Dubuffet dort studierte, so gab es doch noch immer zahlreiche Künstler, die ihr Glück in dieser Stadt suchten. Dies führte zu einer sehr offenen und kreativen Atmosphäre, die Dubuffet auch eine Weile genoss. Er interessierte sich sehr für die enstehende surrealistische Kunst und adaptierte den neuen Stil, ohne ihm jedoch eine eigene Note hinzufügen zu können. Der Surrealismus verarbeitete u.a. die neuen Theorien des Sigmund Freud und versuchten, das Unterbewusste in der Kunst sichtbar zu machen. Das Rationale sollte aus der Kunst verschwinden und durch ungefilterte Schaffensprozesse ersetzt werden. Dubuffet erkannte nach einer Weile, dass diese Ideen nicht die seinen waren und er sich trotz anfänglicher Begeisterung nicht mit ihnen identifizieren konnte. Doch anstatt sich auf einen anderen künstlerischen Weg zu begeben, wandte er sich völlig von der Malerei ab und arbeitete einige Jahre als Weinhändler.
Erst 1942 malte er wieder und beschäftigte sich intensiv mit naiver Kunst. In der Galerie René Drouin in Paris hatte Dubuffet im Jahr 1944 schließlich seine erste Einzelausstellung. Die Reaktionen der Kunstgemeinde waren zwischen Entsetzen und Ablehnung angesiedelt. Doch Dubuffet hatte seinen Weg gefunden und ließ sich nun nicht mehr beirren. In dieser Zeit vertiefte er auch sein Interesse an der Art Brut, das schon in den 1920er Jahren geweckt worden war. Dabei handelt es sich nicht um einen Kunststil, sondern um Werke, die von gesellschaftlichen Außenseiter ohne Zugang zum Kunstbetrieb und ohne Ausbildung angefertigt worden sind. Insbesondere die Arbeiten von psychisch kranken Menschen, wie sie z.B. in der Sammlung Prinzhorn zu finden sind, zählen dazu.
Nach dem Krieg verkaufte Dubuffet die Weinhandlung seiner Eltern und widmete sich ausschließlich der Malerei. Es entstanden Materialbilder, die ihn in den USA rasch bekannt machten. Dubuffet verwendete dazu z.B. Sand, Teer oder Gips und gab damit seinen Gemälden eine unebene Oberfläche. Er beschäftigte sich ausgiebig mit verschiedenen Drucktechniken und übertrug seine Ideen auf den Holzschnitt und die Lithografie. Als Höhepunkt dieser ersten großen Schaffensphase seines neuen Künstlerlebens kann die Serie "Les Phénomènes" (1958/1959) betrachtet werden. Dubuffet arbeitete oft in großen Serien, in denen er eine bestimmte Technik benutzte, um ein spezielles Thema von allen Seiten zu beleuchten. In der Serie "Hourloupe", die ab 1962 entstand, kreierte er Werke, in der er sich auf die vier Farben Blau, Schwarz, Weiß und Rot beschränkte.
Ende der 1960er Jahre erweiterte Dubuffet sein Werk und begann mit der Arbeit an Skulpturen. Doch die Plastiken Dubuffets sahen nicht aus wie das, was man bis dahin als Skulptur kannte. Auch wenn die klassizistische Ansicht, dass Skulpturen nicht bemalt werden sollten, längst überwunden war, gelang es Dubuffet auf wundersame Weise seine Gemälde zu dreidimensionalen Erscheinungen werden zu lassen. Er formte aus Polyester riesige, teilweise begehbare Plastiken, die mit einfacher Bemalung strukturiert wurden. Eines der typischen Werke diese Phase ist "Jardin d'Email" (1972/73). Mittlerweile war Dubuffet in der Kunstwelt völlig akzeptiert und erzielte hohe Preise auf dem Markt. Insgesamt nahm er drei Mal an der "documenta" teil (1959, 1964, 1968). Erst nach seinem Tod wurde bekannt, dass Dubuffet ein umfangreiches schriftstellerisches Werk hinterlassen hatte. Auch seine musikalischen Versuche mit Asger John wurden erst posthum thematisiert.


Jean Dubuffet ist einer der wichtigsten europäischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine naive Kunst beeinflusste zahlreiche junge Künstler und stellt eine der wichtigsten Positionen im Kunstdiskurs seiner Zeit dar. Neben der lebenden Legende Picasso war es für jeden Maler schwierig, sich mit einem eigenen Stil zu positionieren. Dubuffet gelang dies, indem er sich Anregungen bei Außenseitern der Gesellschaft holte, die sich weder in der Kunstszene auskannten, noch irgendeine Ahnung hatten, was Kunst überhaupt sein sollte. Die Art Brut, die Dubuffet Zeit seines Lebens förderte und sammelte, war für ihn ein Ideal, da diese Künstler nach seiner Ansicht die ursprünglichste und natürlichste Kunst überhaupt produzierten. Auch wenn man Dubuffet eine Überhöhung und Stilisierung der Art Brut vorwerfen kann, lässt sich nicht darüber streiten, dass Dubuffet mit seinem umfangreichen Gesamtwerk einer der herausragenden Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war.

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