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Martin Kippenberger

 

Martin Kippenberger wurde am 25. Februar 1953 in Dortmund geboren und starb am 7. März 1997 in Wien. In seinem kurzen Leben arbeitete er als Performance- und Installationskünstler, Maler, Fotograf und Bildhauer. Kippenberger gilt als eine der wichtigsten Figuren der Kunst im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts.


Seine Karrierer begann 1972 mit dem Studium an der Hochschule für bildende Künste. Vier Jahre lang erarbeite er sich bei seinen Lehrern Franz Erhard Walther und Arnold Hauser die technischen Grundlagen für sein späteres Werk. Nach dem Studium zog es den jungen Kippenberger nach Florenz. Er lernte 1977 Albert und Markus Oehlen sowie Werner Büttner kennen. Die daraus entstehenden Freundschaften begleiteten ihn ein Leben lang. Im Jahr 1978 zog es Kippenberger nach Berlin. Gemeinsam mit Gisela Capitain gründete er "Kippenbergers Büro", eine Galerie, in der er junge Künstler ausstellte. Ebenfalls übernahm er die Geschäftsführung des SO36, eines Clubs im Stadtteil Kreuzberg. Diese legendäre Einrichtung war am 12. und 13. August 1978 mit dem Mauberbaufestival eingeweiht worden, einer ironischen Hommage an die Berliner Mauer. Aufgetreten waren die Protagonisten der gerade entstehenden Neuen Deutschen Welle, z.B. "The Wall", "Mittagspause" und "DIN A Testbild". Als der Club in finanzielle Schieflage geriet, übernahm Kippenberger das Ruder und versuchte ein neues Konzept zu etablieren. Ihm schwebte eine Mischung aus Kunst, Punk und NDW vor, doch er scheiterte damit grandios, denn das Publikum blieb aus. Das spektakuläre Ende seines Engagements markierte ein Überfall durch ein selbsternanntes "Kommando gegen Konsumterror", bei dem die Eintrittskasse geplündert wurde.


Im Jahr 1980 zog der rastlose Kippenberger nach Paris. Ein Jahr später nahm er an der "Rundschau Deutschland", einer Gruppenausstellung der "Neuen Wilden" in München und Köln teil. Diese Ausstellung hatte eine wichtige Bedeutung für den späteren Boom diese Stilrichtung. Erst 1984 nahm er wieder an einer großen Gruppenschau teil. Die von Kaspar König kuratierte Ausstellung "Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf " versammelt 64 Künstler, u.a. auch Georg Baselitz, Joseph Beuys, Jörg Immendorf und Markus Lüpertz. Sie gilt als eines der wichtigsten Kunstereignisse in den 1980er Jahren in Deutschland und brachte erstmals einem breiten Publikum die wichtigsten Strömen der einheimischen zeitgenössischen Kunst nahe. Im selben Jahr trat Kippenberger der "Lord Jim Loge" bei, einer Künstlervereinigung, die sich als „Männerbund des genuinen Widerstands gegen Denk- und Verhaltensschablonen“ sah und ein Logo entwarf, das "Sonne Busen Hammer“-Symbol, welches sie duch die Verwendung in den eigenen Kunstwerken populär machen will.


1988 war Kippenberger der deutsche Vertreter auf der Biennale in Venedig. 1990 nahm er seine Tätigkeit als Gastprofessor an der Städelschule in Frankfurt auf. Zudem hielt er Gastvorlesungen in Kassel, Nizza, Amsterdam und an der Yale University. Kurz vor seinem Tode erhielt er 1996 den Käthe-Kollwitz-Preis und nahm 1997 an der zehnten Documenta teil. 2003 wurde Kippenberger geehrt mit der Ausstellung seiner Werke auf der 50. Biennale in Venedig. 2006 zeigte Tate Modern, eine der wichtigsten Institutionen für zeitgenössische Kunst in der ganzen Welt, in London eine große Retrospektive, die Kippenberger weit über Deutschland hinaus bekannt machte.


Kippenbergers Kunst wird den "Neuen Wilden" zugeordnet, deren wichtigster und nachhaltigster Vertreter er ist. In der Nachfolge von Dada und Fluxus ist sein Hauptstilmittel die Provokation. Eine seiner frühen Performances nannte sich "Herr Doktor, ich habe drei Eier!" und funktionierte auf einfache wie geschmacklose Weise. Einer seiner Künstlerfreunde oder er selber stellte sich auf einen Tisch, zog die Hose herunter und eine der anwesenden Frauen musste als Krankenschwester abtasten, ob die Behauptung zutraf.
Kippenberger war zudem berüchtigt für seine inquisitorische Gesprächsführung. Er konnte innerhalb kürzester Zeit die Schwachstellen seines Gegenübers ausloten und bohre dann gnadenlos in der entdeckten Wunde herum. Dies führte nicht selten dazu, dass er Prügel einstecken musste. Einige seiner Selbstporträts sind nach solchen Aktionen entstanden und zeigen einen lädierten und gepeinigten Kippenberger.


Seine gesamte Kunst ist eine einzige Provokation. Berühmt ist sein Gemälde "Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz entdecken" aus dem Jahr 1984, das auf pointierte Weise den Umgang mit der deutschen Vergangenheit kommentiert. Eine seiner wichtigsten Arbeiten ist das Metro-Net. Kippenberger wollte ein U-Bahn-Netz über die ganze Welt spannen. Dazu baute er an verschiedenen Orten U-Bahnstationen, die aus funktionslosen Attrappen bestanden. Das Projekt wurde auch nach seinem Tode fortgesetzt.


Kippenbergers früher Tod ist die direkte Folge seines enormen Alkoholkonsums gewesen. Oft begann er schon in der Früh mit dem Konsum und es soll nur wenige Tage gegeben haben in seinem erwachsenen Leben, an denen er nüchtern geblieben ist. Dennoch litt seine Produktivität nicht unter seiner Sucht. Sein früher Tod war mitverantwortlich dafür, dass seine Werke auf dem Kunstmarkt enorme Preise erzielen konnten, auch wenn er schon zu Lebzeiten verkaufte und Anerkennung fand. Mit etwas Abstand zeigt sich, dass sein oft umstrittenes Werk mehr Substanz hat, als das vieler seiner längst vergessenen Zeitgenossen. Viele zeitgenössische Künstler wie z.B. Jonathan Meese sind ohne Martin Kippenberger kaum denkbar.

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