Startseite

Geschichte gro�er Designer

www.designerhistorie.com

Anselm Kiefer


 
Der Deutsche Anselm Kiefer bewegt sich mit seiner Kunst zwischen den Polen der Malerei und Bildhauerei. Sein Hauptthema ist die deutsche Geschichte.


Anselm Kiefer wurde am 8. März 1945 in Donaueschingen geboren. 1965 begann er ein Jura-Studium in Freiburg, dass er aber 1966 aufgab. Er widmete sich der Bildenden Kunst und studierte bei Peter Dreher an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. 1970 zog es ihn nach Düsseldorf, an die Staatliche Kunstakademie. Dort wurde er Schüler von Joseph Beuys. Beeinflusst von seinen Lehrern suchte Kiefer bereits in diesen Jahren nach einem Weg, sich der deutschen Geschichte anzunähern. Im Nachkriegsdeutschland waren es vor allem wirtschaftliche Probleme, welche die Menschen beschäftigten. Die intellektuelle und künstlerische Auseinandersetzung mit dem dritten Reich fand nur in kleinen Kreisen statt. Kiefer entdeckte früh seinen Weg, mit der Vergangenheit umzugehen. Da es ihm nicht genügte, sich auf einem intellektuellen Weg mit der Geschichte zu befassen, entwickelte er eine Methode, die sein weiteres künstlerisches Leben prägte. Sie besteht vor allem darin, sich in bestimmte Situation so hinein zu versetzen, dass man sie nachspüren kann. Nur so könne man laut Kiefer Geschichte verstehen. Schon 1969 experimentierte Kiefer mit dieser Idee, als er auf einer Reise durch Italien, die Schweiz und Frankreich eine Fotoserie erstellte, die ihn in verschiedenen Umgebungen mit dem Hitlergruß zeigt.


1971 verschlug es Kiefer nach Hornbach im Odenwald. Dort entstanden seine ersten großformatigen Bilder, die typisch deutsche Landschaften zeigen. Kiefer verwendete für diese Gemälde nicht nur Farbe sondern setzte auch gelegentlich Materialien wie Sand, Haar oder Blut ein. Bis etwa Mitte der 1980er Jahre waren es vor allem deutsche Themen, mit denen Kiefer sich auseinander setzte. Er malte u.a. Bilder der Nazi-Architektur, die Albert Speer geschaffen hatte und arbeitete sich an der Legende der Nibelungen ab. Dabei versuchte er jeweils hinter die ideologisch verbrämten Werke zu schauen und ihren Ursprung zu erfassen.
1984 markiert eine wichtige Wende in Kiefers Schaffen. Es sind nun Themen wie die antike Mythologie, antike Geschichte, insbesondere in der Person von Alexander dem Großen, und die Geschichten des Alten Testaments, die aufgegriffen werden. Kiefer experimentiert auch deutlich freier mit unterschiedlichsten Materialien, die er zwar schon früher benutzt hat, aber nur selten und oft unscheinbar für den Betrachter. In Bildern wie Nigredo (1984) ist dies anders. Die Oberfläche ist aufgewühlt, wirkt auf eine bizarre Weise echt, auch weil sie einen Reliefcharakter hat.
Ein wichtiges Element vieler Kiefer-Bilder sind Inschriften, die er in einer sehr kindlichen Schrift gestaltet. Sie haben oft eine wichtige Bedeutung, da sie z.B. eine Landschaft oder bestimmte Symbole benennen. Als Sinnträger sind sie absolut essentiell für das Kunstwerk. Beim Betrachter soll ein intellektueller Prozess angeregt werden, der ausgelöst wird durch sinnliche Erfahrungen.
Kiefers Werke sind oft so monumental, dass man ihnen nicht ausweichen kann und sich ihnen stellen muss, ob man will oder nicht. Dadurch haben sie im ersten Moment oft etwas Bedrohliches an sich, dass sich aber bei der genaueren Betrachtung auflöst. Schnell begreift man dann, dass die meist groben und massiven Bilder sehr feinsinnig und mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden sind. Auch wenn man Kiefers Kunst nicht mögen sollte, mit Gleichgültigkeit kann man ihr kaum begegnen. Damit ist schon eine der wichtigsten Absichten des Künstlers erfüllt, der glaubt, dass nur durch bewusste Konfrontation Veränderungen aller Art überhaupt möglich sind.


Eine andere Seite des künstlerischen Schaffens von Anselm Kiefer ist die Buchkunst. In diversen Künstlerbüchern, die er kreiert hat, setzt er das Mittel der Collage sehr geschickt ein und transportiert seine Themen in ein anderes Medium. Bücher spielen für Kiefer eine wichtige Rolle, da sie Träger von Wissen und Erinnerung und damit auch von Geschichte sind. Deswegen tauchen auch in seinen Installationen oft Bücher auf, allerdings meistens verändert und verfremdet.


Anselm Kiefer gehört zu den international etablierten deutschen Künstlern. Seine Kunst hat oft große Debatten ausgelöst. Man hat Kiefer z.B. vorgeworfen, sich allzu leichtfertig mit nationalsozialistischen Symbolen zu befassen. Zweitweise wurde er von manchen Publizisten und Kritikern sogar in einer rechte Ecke gedrückt. Den Höhepunkt dieser Debatte gab es anlässlich der Biennale in Venedig 1980. Kiefers Bilder schockierten viele Zuschauer, doch einige erkannten auch, dass sich der Künstler auf seine ganz eigene Art mit der größten Wunde der deutschen Geschichte befasst. Kiefers Ziel war es stets mit seiner Kunst so etwas wie ein Heilmittel zu schaffen für ein Land, dass viele Jahrzehnte lang traumatisiert war, zumal durch die deutsche Teilung.


Wie so oft, hat auch die Zeit diese Fragen entschieden. Über Kiefer regt sich heute niemand mehr auf. 2007 durfte er sogar im Grand Palais in Paris eine Ausstellung gestalten. Zudem ist er in vielen wichtigen Museen vertreten und seine Werke erzielen hohe Preise auf Auktionen. Auch die Deutschen haben im wahrsten Sinne des Wortes ihren Frieden mit dem streitbaren Künstler gemacht. Im Jahr 2008 ist Anselm Kiefer mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden.

� Designer Historie Impressum