Startseite

Geschichte gro�er Designer

www.designerhistorie.com

Alessandro Algardi



Leben und Werk


Alessandro Algardi wurde am 31. Juli 1598 in Bologna geboren. Er gilt nach Bernini als der wichtigste Vertreter der römischen Barockskulptur. Er war zudem ein gefragter Architekt.


Wie viele andere Bildhauer genoss Algardi zunächst eine Ausbildung als Maler. Das lag nicht zuletzt daran, dass es deutlich mehr Maler als Bildhauer gab. Die Lehrzeit bei Lodovico Caracci vermittelte Algardi ein breites Grundverständnis für die Kunst. Als Sohn eines Seidenhändlers hatte er zuvor kaum Kontakt zu Künstlern gehabt. Doch die Bildhauerei interessierte ihn mehr und so ließ er sich nach der Zeit bei Caracci von Giulio Cesare Conventi zum Bildhauer ausbilden. Es darf vermutet werden, dass Algardis Familie seine Ausbildung bezahlte, denn anders als heute bekamen die Lehrlinge keinen Lohn.
Seine erste Anstellung erhielt Algardi im Alter von 24 Jahren. Im Auftrag des Herzogs von Mantua fertigte Algardi vor allem Modelle für Silberarbeiten. Der Herzog fand Gefallen an dem jungen Künstler und finanzierte ihm Studienreisen nach Venedig und nach Rom. 1623 und 1625 bereiste er die beiden wichtigsten Zentren der italienischen Barockkunst und sammelte wichtige Erkenntnisse. Das Studium der Antiken war zu dieser Zeit für einen Künstler immer noch sehr wichtig. Zudem konnte er die Arbeiten seiner Vorgänger, insbesondere von Michelangelo, genau studieren.
Ein Künstler des Barocks war angewiesen auf Auftraggeber. Es gab noch nicht den freien Künstler, der seine Arbeiten vorproduzierte und potentiellen Kunden anbot. Damit ein Künstler tätig werden konnte, musste er einen Auftrag bekommen. Insbesondere Bildhauer waren davon abhängig, weil sie nicht in der Lage waren, das Material vorzufinanzieren. Es gab zwei große Gruppen von Auftraggebern, weltliche und kirchliche Fürsten. Als der Herzog von Mantua verstarb, wandte sich Algardi an den Kardinal Ludovisi, der ihm diverse Aufträge erteilte. Meist handelte es sich dabei um kleinere Elfenbein- und Bronzearbeiten.
Erst durch seine Ernennung zum Leiter der Accademia di San Luca, einer „Kunsthochschule“, verbesserte sich seine Situation deutlich. Danach bekam Algardi auch größere Aufträge. Sein Ruf war 1644 so gut, dass er als Nachfolger von Bernini zum Hofbildhauer von Papst Innozenz X. ernannt wurde. Allerdings beschäftigte der päpstliche Hof ihn vor allem mit architektonischen Arbeiten. Der Umbau des Kapitols forderte Algardi lange Zeit. Aber auch für die Familie des Papstes, d.h. vor allem für seine Neffen, baute erc verschiedene Landsitze. Wie am Beispiel der Villa Doria Pamphili nachweisbar ist, entwarf er nicht nur die Gebäude, sondern stattete sie auch mit seinen Skulpturen aus. Ein Jahrzehnt lang war Algardi der gefragteste Bildhauer seiner Zeit. Selbst sein großer Konkurrent Bernini konnte in dieser Phase nicht mit mithalten, wenn es um die Gunst der weltlichen und kirchlichen Herrscher ging. Es gab sogar ernsthafte Versuche, Algardi für den französischen Hof abzuwerben. Allerdings scheiterten diese am Veto des Papstes.


Den Höhepunkt seiner Künstlerkarriere erlebte Algardi im Jahr 1650. Das Relief „Attilas Vertreibung durch Papst Leo I.“ wurde in St. Peter enthüllt. Das riesige Monument fand große Bewunderung und schaffte es in Form einer Kopie in Silber sogar an den spanischen Hof von Philipp IV. Algardi hatte zahlreiche Schüler, aber keiner von ihnen konnte in die großen Fußstapfen des Meisters treten.
Am 10. Juni 1654 starb Alessandro Algardi in Rom. Die letzten Jahre seines Lebens war er vornehmlich als Berater tätig, größere künstlerische Werke entstanden nicht mehr. In der Kirche San Giovanni e Petronio de Bolognese gibt es ein prächtiges Grabmal, in dem er seine letzte Ruhestätte gefunden hat.


Algardi schuf in seinem Leben viele bedeutende Werke. Dazu gehören z.B. Reliefs in S. Agnese in Rom, diverse Denkmäler in Perugia und Piacenza und ein kniendes Jesuskind in der Münchener Glyptothek. Im Gegensatz zu den architektonischen Werken werden sie bis heute geschätzt. Als Baumeister wurde Algardi jedoch klar von Bernini überflügelt.
In der Bildhauerei konnte Algardi aber fast das Niveau von Bernini erreichen. Dies gelang ihm nur, weil er seine eigene Formensprache fand, und sich damit von den Werken Berninis abheben konnte. Algardis Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass sie versucht, tiefe Wahrheiten sichtbar zu machen. Es geht weniger um den Effekt und die Eleganz, als um Wahrhaftigkeit. Damit schafft er einen interessanten Kontrast zu Bernini, der ihm jedoch in vielen Dingen überlegen bleibt. Es ist bezeichnend, dass Algardis Berufung an den päpstlichen Hof einher ging mit einem Karriereknick Berninis. Ohne diesen wären Algardi viele Möglichkeiten versagt geblieben.

� Designer Historie Impressum