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Aristide Maillol



Leben und Werk


Aristide Maillol wurde am 8. Dezember 1861 in Banyuls-sur-Mer geboren. Er gilt neben Auguste Rodin als wichtigster französischer Bildhauer seiner Zeit und hat die Entwicklung der Skulptur in Europa im 20. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst.
Als Maillol im 1881 in Paris ankam, war die französische Hauptstadt das unbestrittene Zentrum der westlichen Kunst. In der Stadt trafen sich Künstler aller Gattungen und es entstanden neue Auffassungen von Malerei und Skulptur, die bis heute die Kunst prägen. Als Gegenpol fungierte die staatliche Ecole des Beaux-Arts, die als Hort der akademischen Kunst versuchte, die modernen Strömungen zu verhindern. Maillol widmete sich in frühen Jahren der Malerei und wollte sich an dieser Kunstakademie einschreiben, doch erst 1885 wurde seine Bewerbung positiv beschieden. Seine Lehrer waren Jean-Léon Gérôme und Alexandre Cabanel, aber wichtiger wurde der Einfluss von Paul Gauguin, den er persönlich kannte. Neben Gemälden interessierten Maillol in dieser Zeit auch Tapisserien und Keramiken.
Aus seiner Bewunderung für Gauguin erklärt sich auch der Beitritt zur Künstlergruppe Nabis, die sich einer flächigen, grafischen Kunst verschrieb. Maillol konzentrierte sich auf die Textilkunst, richtete in Banyuls-sur-Mer ein Atelier ein und stellte mehrere Frauen an, die für ihn die nötigen Webarbeiten erledigten. Eine dieser Damen, Clotide Narcis, wurde später seine Ehefrau. Sie wurde auch sein wichtigstes Modell und prägte sein Idealbild maßgeblich.
Erst ab 1900 wurde die Skulptur zum zentralen Inhalt von Maillols Kunst. Der weibliche Körper in der Aktdarstellung wurde sein Lieblingsthema, das er in vielen Variationen künstlerisch zu fassen versuchte. Ein erster Erfolg war eine Ausstellung, die der berühmte Kunsthändler Ambroise Vollard 1902 ausrichtete. Im Jahr darauf zog Maillol mit seiner Familie, zu der nun auch sein Sohn Lucien zählte, wieder nach Paris. 1904 trat der Deutsche Harry Graf Kessler in Maillols Leben. Diese schillernde Figur der Kunstszene fand Gefallen an Maillols Arbeiten und unterstützte den Künstler fortan als Mäzen. Einige Werke entstanden sogar auf direkte Anregung durch den finanzkräftigen Förderer. Auch eine Griechenlandreise, die Maillol gemeinsam mit Kessler und dem Dichter Hugo von Hofmansthal unternahm, spielte eine wichtige Rolle für seine künstlerische Entwicklung. Die antike Skulptur galt ihm als Maßstab und Vorbild. Aus ihr entwickelte er seine Idee von einer „reinen Plastik“.
1913 hatte Maillol in Rotterdam seine erste Ausstellung im Ausland. 1925 wurden seine Arbeiten erstmals in den USA gezeigt. Es folgten zahlreiche Ausstellungen in ganz Europa, die dafür sorgten, dass Maillol schon zu Lebzeiten ein berühmter und gut bezahlter Künstler wurde.
Neben seiner Frau wurde Dina Vierny zum wichtigsten Modell von Maillol. Er lernte sie 1934 kennen, als sie gerade einmal 15 Jahre alt war. Sie wurde sehr schnell zu seiner wichtigsten Inspirationsquelle und diente ihm als Modell für viele wichtige Skulpturen. Maillol hatte im zweiten Weltkrieg gute Kontakte zu den deutschen Besatzern und insbesondere zu Hitlers Lieblingsbildhauer Arno Breker. Sein geliebtes Modell stand jedoch auf Seiten des französischen Widerstands und wurde deswegen 1943 verhaftet. Maillol nutzte seine Kontakte zu Breker um ihre Freilassung zu erwirken. Die Verwicklung des Künstlers mit den Deutschen sorgte dafür, dass nach dem Krieg seine Person und damit sein Werk diskreditiert wurden.
Maillol starb am 27. September 1944 bei einem Autounfall. Die Umstände konnten nie ganz geklärt werden.


Maillol hat in der Bildhauerei einen wesentlichen Beitrag für die Entstehung der Moderne geleistet. Ähnlich wie Cézanne in der Malerei gelang es ihm, den Weg zur Abstraktion zu öffnen. Zwar blieb Maillols Kunst immer gegenständlich, aber viele Nachfolger entwickelten seine Ideen weiter. Er beeinflusste Constantin Brancusi ebenso wie Henry Moore.
„La Méditerranée“ (1905) gilt als sein erstes großes Werk. Weitere wichtige Arbeiten sind „La Nymphe“ (1930), „Vénus“ (1928) oder „L’Air“ (1932).
Maillols Kunst kann am besten verstanden werden, wenn man sie im Zusammenhang mit der impressionistischen Malerei und der Skulptur Rodins in Verbindung setzt. Von den Impressionisten lernte Maillol die Vereinfachung von Formen und Strukturen. Dennoch ist seine Kunst nicht impressionistisch. Sie ist vielmehr klassischen Idealen verpflichtet, entwickelt dieser aber weiter. Doch anders als der furiose Rodin ist Maillol auf Harmonie bedacht. Seine Figuren sollen Idealformen sein, die ein hohes Maß an Abstraktion besitzen. Während Rodins Figuren expressiv sind, strahlen Maillols Skulpturen Ruhe aus. Es geht Maillol nicht um die Erfassung persönlicher Eigenheiten, sondern um die Darstellung allgemeingültiger Gesetzmäßigkeiten. Die Oberflächen sind glatt und weich. Harte Kanten und Unebenheiten wie bei Rodin findet man nicht. Mit der Reduktion auf das Wesentliche ist Maillol nahe bei Cézanne, der seine Gemälde aus einfachen geometrischen Formen konstruieren wollte. Auch bei Maillol findet man diesen Hang zur Einfachheit. Auch wenn Maillol und Rodin kaum gegensätzlicher sein könnten, so sind sie doch zwei Seiten derselben Medaille. Beide haben für die moderne Kunst wichtige Beiträge geliefert.
Lange unbekannt war das grafische Werk Maillols. Als Illustrator antiker Literatur schuf er z.B. wundervolle Grafiken für „Ars amandi“ von Ovid und Eclogae et Georgica von Vergil. Sein malerisches Werk hingegen wird von der heutigen Kunstgeschichte als unbedeutend eingestuft.

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